Überlastungsfrakturen treten auf, wenn ein Teil eines Knochens wiederholter, übermässiger Belastung ausgesetzt ist. Aktivitäten wie Wandern, Rennen oder wiederholtes Springen setzen den Fuss grossen Kräften aus, was häufig zu mikroskopisch kleinen Rissen im Knochen führt, sogenannten „Mikrofrakturen“. Normalerweise ist der Körper in der Lage diese Mikrofrakturen zu heilen, was zu einem stärkeren Knochen führt, um diese Belastungen in der Zukunft besser zu ertragen. Wird der Knochen aber in kurzer Zeit mehrfach hohen Kräften ausgesetzt, kann sich eine Stressreaktion entwickeln. Wenn die Belastung weiterhin besteht, kann die Knochenstruktur zusammenbrechen und eine Überlastungsfraktur tritt auf. Hat jemand einen Mangel an essentiellen Substanzen um Mikrofrakturen zu heilen (z.B. zu wenig Kalzium, Vitamin D oder Schilddrüsenhormone), kann dies die Entstehung von Überlastungsfrakturen begünstigen.

Überlastungsfrakturen entstehen durch den gleichen Mechanismus wie man eine Büroklammer bricht – wiederholtes vor- und zurückbiegen führt zum Bruch. Überlastungsfrakturen treten auf wenn:

  1. Normaler Knochen abnormal hoher, wiederholter Kraft ausgesetzt ist. Ein Beispiel dafür wäre ein neuer Armeerekrut, welcher im Rahmen der Ausbildung einen langen Fussmarsch absolviert, was eine extreme, repetitive Belastung für den Fuss darstellt und dadurch zu einer Überlastungsfraktur führen kann (häufig auch Marsch-Fraktur genannt).
  2. Geschwächter Knochen einer scheinbar normalen Kraft wiederholt ausgesetzt ist. Zum Beispiel eine Person mit dünnen Knochen (z.B. Osteoporose) welche mehr läuft als normalerweise.

Überlastungsfrakturen treten nicht an zufälligen Stellen auf. Sie kommen an spezifischen Stellen an bestimmten Knochen vor, welche wiederholt hohe Kräfte absorbieren. Der Fuss jeder Person absorbiert auf ihn einwirkende Kraft in einer etwas unterschiedlichen Art, welche bestimmt ist durch die Form des Fusses, der Anordnung der Knochen, der Fusssteifheit und dem Gangbild. Typische Lokalisationen für Überlastungsfrakturen am Fuss sind:

  • Halsregion des 2ten und 3ten Metatarsalknochens
  • Basis des 5ten Metatarsalknochens (Jones-Fraktur)
  • Sesamoid des grossen Zehs
  • Os Naviculare (Kahnbein)

Geschichte

Die Diagnose einer Überlastungsfraktur erfordert einen klinischen Verdacht, da die Fraktur im Röntgenbild häufig nicht zu sehen ist. Patienten geben meistens lokalisierte Schmerzen in der betroffenen Region an. Sie werden von einer gesteigerten Aktivität in letzter Zeit berichten (z.B. haben sie dieses Wochenende eine längere Wanderung unternommen). Üblicherweise geben die Patienten keine spezifische Verletzung an, als die Schmerzen anfingen. Aus ihrer Krankengeschichte kann ein Umstand hervorgehen, welcher zu schwächeren Knochen führt, wie: Osteoporose (schwächt den Knochen); Amenorrhoe (Verlust des normalen Menstruationszyklus); oder langjähriger Raucher.

Untersuchungen. Das Röntgenbild kann initial normal sein, da es häufig 10 oder mehr Tage dauert, bis sich Kallus (neuer Knochen) gebildet hat, welcher im Röntgenbild zu sehen ist. Im CT oder MRI ist eine Überlastungsfraktur häufiger zu erkennen. Das MRI zeigt häufig Flüssigkeit („Ödeme“) im Knochen, ohne dass eine offensichtliche Überlastungsfraktur zu sehen ist. Dies stellt eine „Stressantwort“ dar, was bedeutet es kam zu mikroskopischen Rissen im Knochen ohne eine komplette Überlastungsfraktur. Ist eine Fraktur im engeren Sinne vorhanden, kann sie normalerweise im MRI gesehen werden. Bestehen Zweifel an der Diagnose, kann ein CT in der Regel die Diagnose einer Überlastungsfraktur bestätigen und die genaue Lokalisation und Grösse der Fraktur zeigen.

Behandlung

Die meisten Überlastungsfrakturen benötigen keine Operation. Die Behandlung beinhaltet:

  • Die betroffene Region ruhigstellen, bis der Knochen genügend geheilt ist, normalerweise 6-8 Wochen oder länger. Dies kann mit Krücken und Wanderschuhen erreicht werden.
  • Vermeiden von Aktivitäten, welche die Verletzung verursacht haben, oder die Symptome verschlimmern.
  • Beheben von bestehenden Risikofaktoren, welche eine zukünftige Überlastungsfraktur begünstigen, wie z.B. Trainingsgewohnheiten, Schuhe und Ernährungs- oder Hormondefizite. Bestimmte Überlastungsfrakturen können eine operative Behandlung erfordern um die Heilung zu unterstützen oder zur Prävention von einer ausbleibenden-Heilung (z.B. non-union) oder einer erneuten Fraktur. Diese „hochrisiko“ Überlastungsfrakturen beinhalten die Jones-Fraktur, eine dislozierte (verschobene) Kahnbein-Überlastungsfraktur und andere Überlastungsfrakturen, welche ohne Operation nicht adäquat abheilen könnten. Die Entscheidung zur Operation sollte von einem erfahrenen orthopädischen Chirurgen getroffen werden, welcher Erfahrung in der Behandlung solcher Verletzungen hat.

Editiert von Arno Frigg, MD am 25. März 2013